Dfue

once upon a time gab es Dfue...


Mitte und Ende der 80'er Jahre war ich wie wenige andere in meiner Freizeit unterwegs per Dfue - Datenfernübertragung - einwählen in andere Computer, sogenannte Mailboxen über die Telefonleitung.


Zu dieser Zeit existierte noch nicht das Internet. Statt dessen waren professionelle Netzwerke verbunden über Datex-P Leitungen welche für private Nutzer einfach zu teuer waren. Der damalige Post Minister Schwarz-Schilling war noch in "Amt und Würden" und machte das Leben der frühen Datenreisenden - den Usern - schwierig.


Mailboxen in denen ich User war:

KIS (Krefelder Info Service)

Skyhigh

Megalon (Mailbox mit mehreren Telefonanschlüssen, man konnte mit anderen Usern online "chatten"

Saturn (Köln)

...

Anfangs über Akustikkoppler mit 300 Baud (man konnte Texte bei der Übertragung bequem mitlesen) und später mit einem Modem (Hayes AT-Befehlssatz) von 1200 Baud bis später 7200 Baud.


Den ein oder anderen SysOp (Betreiber einer Mailbox, System Operator) habe ich damals persönlich kennengelernt. Ich erinnere mich noch gut wie Rudolf, SysOp des Krefelder Info Service - KIS - mir seine Erlebnisse mit der Post (unangenehme Hausbesuche) schilderte betreffend seiner automatischen Telefonhörer Abnahmeeinrichtung.

Diese hob bei einem eingehenden Anruf selbstständig den Hörer vom Telefon ab und legte diesen auf einen Akkustikkoppler ab.  Man muss wissen, dass damals zu sehr hohen Preisen lediglich "schlechte" Modem seitens der Post bereitgestellt wurde. Diese konnten sich Privatpersonen meistens nicht leisten und man entwickelte kreative Eigenlösungen welche seitens der Bundespost in der Regel verfolgt und geahndet wurden. Man behauptete, dass man unzulässig die Postanlagen verändert habe. In der Regel endete so etwas bei der Staatsanwaltschaft(!). Dieses automatisierte abheben des Hörers inklusive ablegen auf einen Akustikkoppler wurde als solche unzulässige Veränderung gewertet, obwohl an dem Telefon, wie auch der Telefonleitung nicht verändert wurde.


Später, nachdem sich durch eine anerkannte unabhängige Prüfungsgesellschaft herausstellte, dass die seitens der Bundespost verbotenen import Modem (z.B. Hayes-Modem) genauso gut - oft sogar besser - waren wie die Post Modem und der argumentationstechnische Grund eines Überspannungsschutzes bei Blitzeinschlag genauso wenig effektiv war wie bei den Importgeräten, war das Eis endlich gebrochen und eine deutliche Erhöhung der Geschwindigkeit im Datenreisen war endlich möglich.


Die Presse berichtete über Hacker-Angriffe auf Großrechner und es gründete sich der CCC - Chaos Computer Club. Ebenso griffen die Medien die neue Technik auf und Sendungen zum Thema Computer wurden ausgestrahlt. Der NDR bot die Bauanleitung zu dem NDR Klein-Computer Bausatz an. Ein PASCAL basierter Computer mit befehlsorientierter Benutzeroberfläche und der WDR startete mit der Ausstrahlung des WDR-Computerclub welcher über viele Jahre gesendet wurde.


Nach und nach entwickelten sich immer besser vernetzte Systeme welche auch heute noch aktiv und funktionsfähig sind:

MAUS-Net

Fido-Net

Compuserve

AOL

und heute das Internet


Browser gab es noch nicht. Man war mit Terminal-Programmen "unterwegs". Meistens mit der auch heute noch verwendeten VT100 Emulation. Es wurden ebenso noch heute verwendete Übertragungsprotokolle entwickelt. Z.B. stammt das X-Modem Protokoll aus dieser Zeit.


Keine Ahnung  wie eine Mailbox damals ungefähr aussah? Dann einfach dem Link auf die BLUP-BBS folgen.

Mailbox BLUP-BBS 


Zu dieser Zeit war ebenso die "Blütezeit" der sogenannten ASCII-Art (ASCII-Kunst). Wie das aussieht kann man unter folgendem Link der Seite des ASCII Art-Dictionary sehen oder einfach in dem folgenden Bild (Betrachtung am besten mit etwas Abstand vom Bildschirm):








































Durch die SMS-Technik der mobilen Telefonie erlebte die ASCII-Art ein kurzes Aufflackern.





Meine damaligen Computer....


C-64

Amiga 500 (Commodore)

Atari 1040st

Peacock XT-PC 4,77 MHz , mit Turbotaste Beschleunigung auf 8 Mhz

(IBM kompatiblerPC mit 8068 Prozessor.)

danach AT-PC's

usw....



Mit welcher Geschwindigkeit war man damals Unterwegs? 300 Baud 8N1

Die Baudrate wird häufig verwechselt mit der Übertragungsgeschwindigkeit, der Bitrate, gemessen in Bit/s beziehungsweise bps (bits per second). Diese Messzahlen sind nur identisch, wenn je Schritt ein Symbol übertragen wird, das genau ein Bit kodiert.

Bei den damaligen Übertragungsverfahren war dieses allerdings der Fall. Faktisch also 300 Bit pro Sekunde. Verwendet wurde der ASCII Zeichencode bei welchem ein Zeichen ein Byte groß ist, wobei dieses 7 Bit entspricht. Hinzugezählt wurde dann das sogenannte "Prüfbit" - entspricht 1. Somit kommt man auf die 8 (7+1). Das ganze wurde ohne Parität übertragen - entspricht N. Die 1 hinter dem N beschreibt die Anzahl der Prüfbits innerhalb der Übertragenen 8 Bits. Da also in diesem Fall auf die Paritätsprüfung verzichtet wurde, hat man zwar immer 8 Bit übermittelt, aber nur 7 Bit enthielten Daten. Das achte Bit hatte somit damals keine Bedeutung.

Bei einer Übertragungsrate von 300 Baud wurden also 5 Zeichen/Buchstaben pro Sekunde übertragen. Man konnte bei einfachen Texten also ganz gut "mitlesen".